RESEARCH ARTS
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Die VIER SÄULEN DES RESEARCH ARTS erfüllen folgende gesellschaftlichen Funktionen:

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das Forschen - darüber wie wir leben und wie wir zusammen leben wollen. Die gesellschaftliche Funktion der Forschung aus der Perspektive der RESEARCH ARTS erfüllt die Funktion einer gesellschaftlich relevanten Heuristik und Innovation. Hier wird neues Wissen entdeckt und erfunden. Sie wird in transdisziplinäre Kooperationsprojekten entwickelt und angewandt. Dies benötigt u.a. der Bemühung um die Übersetzung bzw. den Transfer von Wissen; den Austausch zwischen Forschungspraxen aus allen Wissensfeldern und, vor allem, eine Offenheit für nicht disziplinäres Wissen und ihre unvorhersehbaren Einflüsse. Weitere relevante künstlerisch-wissenschaftliche Kooperationsprozessen lassen sich beispielsweise in der Weiterentwicklung der sogenannten „Dritten wissenschaftlichen Methode“, das heißt der Forschung mit Simulationsmodellen, beobachten.

Der hier verwendete Begriff der Heuristik stützt sich auf die Definition Laudans’ als eine „Problemstellung und ihre entsprechende Lösungsfindung“. Hinzu kommt die von Vaihinger vorgeschlagene Definition der „heuristischen Fiktion“. Im Blickfeld der „heuristischen Fiktion“ stehen die Grenzen der Verwissenschaftlichung einiger Forschungspraxen, zum Beispiel, in Bezug auf die Verifizierung von Forschungsresultate durch Künstler. Mit dem Begriff der „heuristischen Fiktion“ wird auf den gesellschaftlichen Nutzen und Vorteile dieser Forschungsrichtungen verwiesen: selbst wenn man von falschen, fiktiven oder nicht beweisbaren Parametern ausgeht, können sie doch wichtige Neuorientierungen in der Wissensgenerierung aufzeigen. RESEARCH ARTS intendiert insofern zu einer Methodenvielfalt beizutragen als sie u.a. Hypothesen formuliert, Technologien auf ihre Nachhaltigkeit überprüft oder neue Handlungsverfahren / Agency Praxen entwickelt.
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das Übersetzen - zwischen den vielfältigen Sprachen der Wissenschaft, der Wahrnehmung von Realität, Wertevorstellungen und Gedächtnisformen.
Die gesellschaftliche Funktion der Übersetzung und des Gedächtnisses im Kunst- und Wissenschaftssystem, geht von der Koexistenz verschiedener Gedächtnisformen aus. Die parallele Entwicklung diverser Wahrnehmungen von Realität - wie die unterschiedlichen Möglichkeiten der Realitätszerlegung, die sich nicht überlappen - schaffen die Notwendigkeit von Übersetzungsmodellen oder Vergleichsmethoden. Aber sie erfordert auch die Weitergabe von Wissen über neue Kommunikationsformen und Archivmodellen, die kontinuierlich aktualisiert und erweitert werden müssen. Hier studiert die RESEARCH ARTS, zum Beispiel, die strukturelle Transformation des sozialen Gedächtnisses, angefangen vom Kuriositätenkabinett als akkumulativer „Sammelbehälter“ von Forschungsobjekten, den systematisierten Wissensarchiven wie Bibliotheken bis zu den neuen Möglichkeiten des dynamischen Gedächtnisses der vernetzten Datenbanken.

Die Vergleichsmethoden dieser Säule der RESEARCH ARTS ermöglichen es Probleme des Wissenstransfers zu präzisieren und zu lösen, indem sie sich das Prinzip der Ähnlichkeit bzw. der Analogie zu eigen macht. So werden Vergleichsfelder generiert, die der Forschung vorausgehen und notwendig sind, um die Bedingungen und Möglichkeiten der Konzeption des Neuen oder Unbekannten zu erkennen. Die Kompetenz einer solchen Übersetzungspraxis besteht in der Annäherung an die Ungewissheit, das Paradoxum, des blinden Fleckes, das Unwissen, die Ignoranz, die Fremdheit, usw. durch die Generierung von hypothetischen Modellen. Diese Modelle aktualisieren immer wieder, was das Gedächtnis eines Systems ein- und ausschließt. Hinzu kommt, dass mit diesen hypothetischen Modellen die Möglichkeiten der Anschlussfähigkeit eines Systems mit Hilfe der Ähnlichkeit, der Äquivalenz und der Analogie erneuert und geprüft werden kann. Zu den Inhalten >>

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das Hinterfragen - der Welt in der wir leben und die wir mitgestalten wollen. Die gesellschaftliche Funktion des Hinterfragens der RESERACH ARTS bezieht sich auf die Beobachtung, Selbstbeobachtung und Selbstkritik verschiedener Gesellschafts-systeme (Luhmann). Die Fähigkeit bzw. Kompetenz dieser Funktion liegt in der Möglichkeit verschiedene Formen der Beobachtung zu unterscheiden und in Beziehung zu setzten: die Beobachtung, die eine direkte Beobachtungsbeziehung zur Welt aufbaut ohne zwischen Objekt und Subjekt zu unterscheiden (Beobachtung erster Ordnung); die Beobachtung, die auf der Beobachtung von Beobachtern beruht – zum Beispiel, wenn die Wissenschaft durch die öffentliche Meinung oder ihren eigenen Publikationen und Rezensionen sich selbst beobachtet (Beobachtung zweiter Ordnung); und die Beobachtung, deren Forschungsobjekt die Beobachter sind, die sich selbst beobachten (Beobachtung dritter Ordnung).

Die Selbstbeobachtung in der Wissenschaft verdeutlicht sich beispielsweise im Umgang mit Veröffentlichungen. Diese können verschiedene Ziele haben, wie die der Antizipation bzw. Vorausnahme (um Unterstützung zu erhalten oder Kritik zu vermeiden), die der Heuristik (um neue Methoden oder Wissen zu schaffen) oder als Kritik (um die Produktionsbedingungen zu kontextualisieren). Eine andere Form der Selbstbeobachtung nimmt die Kunst als „distanzierter und kritischer Kommentator“ ein. Die Kritik erfolgt aus der „Heterobeobachtung“ eines anderen Systems: die Kunst, zum Beispiel, stellt die Bedingungen oder die sozialpolitischen Kontexte, in denen sich die Wissenschaft entwickelt, in Frage. Sie hinterfragt die sozialen Auswirkungen, das Gebrauchsverhalten bzw. die sozialen Nutzungs-möglichkeiten, die wissenschaftliche Resultate erzeugen. Zu den Inhalten >>

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das Kooperieren - um partizipative Prozesse zwischen den "ExpertInnen aus verschiedenen Disziplinen" und den "ExpertInnen des Alltags" kreativ zu gestalten. Die gesellschaftliche Funktion des Kooperierens setzt sich u.a. mit der Handlungstheorie, mit sozial engagierten künstlerisch-wissenschaftlichen Praxen und mit der Wissenskommunikation auseinander. Die Handlungstheorie ist insofern relevant als sie sich mit der Wirkung von Handlungen beschäftigt: von der Wirkung der symbolischen Handlungen, wie die Probehandlung oder die Selbstinszenierung, die nur begrenzte soziale Auswirkungen aufweisen können zur realen oder direkten Handlung, die einen hohen Einfluss hat bzw. bis zu irreversiblen Konsequenzen führt. So recherchiert RESEARCH ARTS die potentiellen und nachweisbaren Wirkung von künstlerisch-wissenschaftlichen Kooperations-projekten auf die Gesellschaft.

RESEARCH ARTS sucht aber auch nach Good Practices, die mit neuen partizipativen Kommunikationsmodellen experimentieren. Und sie versucht auch diese beispielhaften künstlerisch-wissenschaftlichen Praxen weiterzuentwickeln indem sie sie auf andere Kontexte überträgt, wie beispielsweise auf politische Kontexte. Im politischen Kontext engagiert sie sich für verbindliche Beteiligungsformen und Strategien sozialer Verantwortung. Ein weiterer Aspekt dieses Bereiches ist die Entwicklung und Erprobung neuer Formate der Beteiligung im öffentlichen Raum und in der Wissenschaftskommunikation wie zum Beispiel in Forschungsmuseen.
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